Auf der Suche nach dem Groove

Die fünf jungen Musiker von Five Sax stammen aus Italien, Polen, USA, Chile und Hongkong. In der Musik fanden sie eine starke verbindende Kraft, die kulturelle und ethnische Grenzen überwinden kann. Am 2. August kommt das Saxophon-Quintett im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) nach Büsum. Andreas Guballa hat mit dem Ensemblemitglied Joel Diegert gesprochen.

Five Sax. Foto Julia Weseley

Sie haben als Straßenmusiker angefangen und spielen heute in den großen Konzertsälen der Welt. Wie hat Ihre Karriere gestartet?

Kennengelernt haben wir uns 2011 in Wien, wo wir klassisches Saxophon studiert haben. Wir wollten aber auch mal etwas anderes probieren in Richtung Unterhaltungsmusik, bei dem wir unsere musikalischen Wurzeln mit einfließen lassen konnten. Das haben wir zunächst auf der Straße getestet. Ein Jahr spielten wir auf der Wiener Kärntnerstraße und das kam so gut an, dass wir beschlossen, unsere Performance von der Straße auf die Bühne zu bringen. Mit unserer ersten Show „Sax Voyage“ waren wir dann in zahlreichen Ecken der Welt unterwegs. Das Handwerk des Straßenkünstlers ermöglicht uns bis heute eine virtuose Verbindung von unterhaltsamen Showelementen mit virtuoser Musik.

Aufgewachsen sind Sie mit den unterschiedlichsten Musikstilen dieser Welt. Wie bringen Sie diesen Mix auf die Bühne?

Unser Konzept war von Anfang an, nicht nur eine Musikrichtung zu spielen. Da wir aus verschiedenen Ländern kommen, bringt jeder von uns die Musiktradition seines Heimatlandes mit. Unser erstes Programm war sehr stark inspiriert von unseren Multinationalitäten. Jeder war für ein Teil der Show verantwortlich. Ich stamme zum Beispiel aus den US und habe ein Jazz-Arrangement und Countrymusik beigesteuert, Alvaro aus Chile hat eine lateinamerikanische Suite geschrieben und unser italienisches Mitglied hat eine Polka vorgeschlagen.

In Ihrem aktuellen Programm „in time“ machen Sie sich auf die Suche nach dem Groove verschiedener Komponisten. Worauf darf das Publikum sich freuen?

Groove und Rhythmus in der Musik berühren eine tiefe, ursprüngliche Seite unserer menschlichen Natur und erinnern uns daran, dass wir viel mehr Gemeinsamkeiten haben als das Gegenteil. Den Begriff Groove verbindet man ja zunächst nicht mit Klassik, sondern denkt eher an Jazz, Pop oder lateinamerikanische Musik. Aber Klassik hat ihren ganz eigenen Groove. Wir wollen die Geschichte der Musik aus einer neuen Perspektive erforschen und konzentrieren uns darauf, wie Komponisten aus verschiedenen Epochen und mit unterschiedlichen Hintergründen ihre Stücke zum „Grooven” brachten. So spielen wir zum Beispiel Musik aus der „Westside Story“ von Leonard Bernstein, in der ja verschiedene Musikstile vorkommen: klassische Musicalstücke, Jazz und lateinamerikanische Rhythmen wie Mambo. Wir spielen Tangos von Astor Piazzolla, haben ein Volkslied aus Rumänien im Programm, das wir fürs Saxophon adaptiert haben, und die „Dreigroschenoper“ von Kurt Weill.

Wer entscheidet, welche Stücke ins Programm kommen?

Das ist ein langer, demokratischer Prozess, der nicht immer leicht ist. Zunächst hat jeder ein Vorschlagsrecht, wir üben die Stücke ein, testen sie eine Zeitlang auf der Bühne und entscheiden dann gemeinsam, ob wir sie dauerhaft in unser Repertoire aufnehmen.

Ist Five Sax schon einmal beim SHMF aufgetreten?

Im letzten Jahr waren wir beim Musikfest auf dem Lande zu Gast auf Gut Stocksee, ein idyllischer Gutshof mit einer wunderschönen Parkanlage, die in der Konzertpause zum Picknick einlädt. Dort haben wir in der Obsthalle gespielt, in der sonst die Ernte verarbeitet wird. Das war eine beeindruckende Atmosphäre mit einem sehr offenen und interessierten Publikum.

In diesem Jahr spielen Sie im Saal des Watt’n Husum in Büsum mit direktem Blick aufs Meer. Haben Sie Zeit, vielleicht ein Bad zu nehmen oder ein paar Stunden im Strandkorb zu verbringen?

Wir sind zum ersten Mal in Büsum und freuen uns schon sehr auf die Nordsee. Drei von uns werden schon ein paar Tage vor dem Konzert anreisen. Ich stoße dann mit dem fünften Kollegen dazu. Wir freuen uns, die Region und die Menschen kennenzulernen, bevor wir zum nächsten Konzert weiterreisen.